„Reden reicht nicht“
Im Mai 2014 bzw. 2016 fanden in Heidelberg Kongresse mit dem provokanten Titel „Reden reicht nicht“ statt, der regelrecht gestürmt wurde. Es war die Rede von „bifokal-multisensorischen Interventionen“, von Techniken, die gleichzeitig verschiedene Bewusstseinsebenen berücksichtigen, z. B. sprechen kombiniert mit berühren.
Körpercoaching verändert rasch
Dr. med. Michael Bohne – erklärte in seinem Vortrag über „Klopfen, Winken und so Zeug“ Folgendes: „Im Grunde war ich nicht wirklich überrascht, dass sich emotionaler Stress und blockierende … Emotionen gut über den Körper beeinflussen lassen … Erstaunlich erschien mir aber die Veränderungsgeschwindigkeit, die mich selbst als lösungsorientiert sozialisierter Psychiater und Psychotherapeut überraschte“. (Auszug aus dem Abstract)
Somatische Marker sind ein Teil der Körperintelligenz
Eine andere Vortragende – Dr. Maja Storch – ging in ihrem Vortrag über „Embodiment – die Intelligenz des Körpers“ der Frage nach, wo die Intelligenz des Menschen sitze. „Warum fühle ich mich traurig? Weil ich gedemütigt wurde, oder weil mein Körper eine traurige Haltung hat?“ (Auszug aus dem Abstract)
In Ihrem Buch „Das Geheimnis kluger Entscheidungen“ erklärt sie vor allem die Wichtigkeit der beiden Entscheidungssysteme „Verstand“ und „emotionales Erfahrungsgedächtnis“, also von Geist und Körper. Sie weist darauf hin, wie toll unsere Körpersignale (somatischen Marker) funktionieren, wenn wir sie kennen bzw. darauf achten, z. B. das Kribbeln im Bauch, das Tanzen-Wollen, das Ziehen im Rücken, das Wegbleiben der Luft, der Kloß im Hals. Das Geheimnis ist demnach, in Entscheidungen immer die Körpersignale mit einzubeziehen. Sie geben uns ein „Go“ als Startsignal oder ein „Stopp“ als Alarmsignal.
Bei diesen somatischen Markern handelt es sich um einen Teil der „Körperintelligenz“ als wertvollen Wissens- und Kompetenz-Speicher. Die Erkenntnis: Jeder Mensch verkörpert individuell seine Gedanken, Gefühle, Erinnerungen, Erfahrungen, Denkweisen, Glaubenssätze, usw. in seiner Körpersprache (Haltung, Gestik, Mimik).
Starke Kopplung von Körper und Geist
Mein Lehrgangsleiter – Rolf Krizian – geht von einem Zusammenspiel des Kognitiven, des Unbewussten und der Körperintelligenz aus, das es zu erforschen gilt. Ein Körpercoach hat seiner Meinung nach die Aufgabe, den Kunden zu helfen, den eigenen Konstrukten auf die Spur zu kommen und in die Selbstbeobachtung zu gelangen. Dann lösen sich auch – bis dahin unbewusste – Blockaden. Dazu formulierte er u. a. folgende Sätze während der Ausbildung:
- „Alles, was der Mensch als lebendiges System hat, ist irgendwo abgespeichert“. Häufig wird in diesem Zusammenhang Antonio Damasio zitiert, der sagte: „Der Körper ist die Bühne der Gefühle“.
- „Wer sich selbst gut kennt, kann auch den Körper anderer gut lesen“.
- In einer Veränderungsarbeit ist es wichtig, den Körper mit zu verändern.
Rolf Krizian vereint seine Erkenntnisse in seinem „Neuro-Systemischen Ansatz mit der In-Body-Mind®-Methode“. Er geht davon aus, dass eine starke Kopplung zwischen dem
- biologischen und psychischen System herrscht. Zwischen dem Körper mit seinen Sinneskanälen, somatischen Markern und inneren Sensoren wie Muskeltonus, Gelenkstellung, Wärme-, Schmerz- und Druckrezeptoren und dem Geist, dem Denken, der Wahrnehmung und der Bewusstheit.
- Weiters sei das psychische System über die Kommunikation strukturell stark mit dem sozialen System gekoppelt.
Was kann Körpercoaching nun leisten?
- Spurensuche und Erforschung: Wie ticke ich?
- Lernen, sich selbst zu beobachten
- Rasches Auffinden von Blockaden, von verbannten Gefühlen
- das Erkennen von Themen, Erfassen von Zusammenhängen
- Musterunterbrechungen, Veränderung von Glaubenssätzen
- Entwicklung neuer Sichtweisen, Perspektiven, Lösungen
Leider ist der Zugang zur Körperintelligenz oftmals versperrt. Im Körper-Coaching spüren wir bisher verborgene Ressourcen auf – Embodiment widmet sich der Erforschung von Verkörpertem. Bereits eine Veränderung der Haltung kann eine neue Sichtweise, eine Lösung bringen. Im Körper-Coaching benötigen wir eine große Portion an Achtsamkeit – auf Kundenseite und beim Coach – und die Fähigkeit zur Selbstbeobachtung.
Und was soll das Spezielle daran sein?
Ich schließe mich hier Dr. Bohne an: Veränderung passiert „fast unheimlich“ schnell. Immer wenn im Coaching die Körperintelligenz mit berücksichtigt wird, gehen die Erlebnisse, die Erkenntnisse tief.
Der Körper lügt wirklich nicht. So kann eine veränderte Haltung neue Gedanken nach sich ziehen. Eine körperlich erlebte Lösung rasch wieder abgerufen werden. Oder wie es Rolf Krizian beschreibt: Es kommt zu einer Neuvernetzung „bisher getrennter neuronaler Strukturen“.
Das Schöne daran: Die Methoden (Experimente) sind vielfältig und spielerisch. Der Kunde hat immer die Wahl und weiß ganz genau, was ihm/ihr gut tut und was nicht.